Korsika – Mare à Mare sud

Etappe 3: Von Levie nach Serra-di-Scopamema

Der heutige Tag führt uns zu Burganlagen aus der Bronzezeit, zu wunderschönen Panoramen über die Alta Rocca und zu einem wildromantischem Gebirgsbach, der zum Verweilen einlädt.

Steckbrief

Region: Südkorsika / Alta Rocca

Länge: 15,5 km

Höhenmeter: 820 m

Tourenzeit: 7:30 h

Wanderzeit (in Bewegung): 4:45 h

Höchster Punkt: 930 m

Tiefster Punkt: 624 m

Schwierigkeit: moderat

Wegbeschreibung

Hinter Levie steigt der Weg über eine kleine Anhöhe auf den Höhenzug von Cucuruzzu. Wir sind jetzt im Herzen der Alta Rocca angekommen. Maccia und Steineichen soweit das Auge reicht!

Auf diesem Höhenzug siedelten schon Menschen der Torre-Kultur. Wir besichtigen das Castellu die Cucuruzzu, eine Kultstätte und Burganlage aus der Bronzezeit. Die Anlage macht sich die natürlichen Gegebenheiten zu Nutze und fügt sich in die vorhandene Felslandschaft ein. Eine große Zyklopenmauer umschliesst den vorderen Teil der Anlage, der andere wird durch natürliche Felsen geschützt. Von hier eröffnet sich ein sehr schöner Panoramablick auf das Alta Rocca und unser heutiges Etappenziel: Serra di Scopamena.

Castellu di Curucuzzu
Castellu di Curucuzzu

Nur einen Katzensprung entfernt liegt das ebenfalls bronzezeitliche Castellu di Capula, welches noch bis ins Mittelalter besiedelt war. Einer der wenigen Menhire bewacht tapfer den Zugang, doch er kann von uns imHandstreich überwunden werden. Vorbei an der restaurierten Kapelle Staint-Laurent gehen wir zum Kassenhäuschen der Anlage zurück und holen unsere Rücksäcke ab. Die zwei Stunden zur Besichtigung haben sich auf alle Fälle gelohnt!

Mein Menhir und ich
Mein Menhir und ich

Von der Burg geht es hinab in das Tal des St. Antoine und hinauf auf den Höhenzug vor Quenza. Der Weg verläuft auf einem sandigen und vom Regen ausgewaschenen Forstweg. Später kommt noch ein hoher Maschendrahtzaun hinzu. Man fühlt sich wie an der amerikanisch-mexikanischen Grenze. Dieser Teil ist ausgesprochen anspruchs- und leidenschaftslos, wir passieren erst das Wrack eines Bulldozers, später das eines alten Renault Kombi und den Abschluss der Müllkette bildet ein Wildschweinkadaver.

An der mexikanischen Grenze
An der mexikanischen Grenze

Auf der Höhe laden saftig grüne Wiesen mit blühenden Apfelbäumen zur Rast ein, aber viel Stacheldraht verwehrt uns den Zugang. Wir entschließen uns weiter zu gehen und werden belohnt. Wir verlassen den Hauptweg des mare-a-mare und nehmen die Abkürzung nach Scopamena. Der Weg hinab zu einem kleinen unbekannten Fluss wird zu einem steinigen Waldpfad und wir fühlen uns sofort an heimische Täler wie das Tiefental bei Ulm oder das Omersbacher Tal erinnert. Ein lautes dumpfes Rauschen lässt auf Stromschellen hoffen. Wir werden nicht enttäuscht!

Hinauf Richtung Quenza
Hinauf Richtung Quenza

Wild-romantisch sprudelt der Ruisseau de Codi das Tal hinab. Wir rasten auf einem Felsen inmitten des Flusses unterhalb der Ruine einer Mühle. Das Camenbert-Baguette würzen wir mit frischgepflücktem Bärlauch, welcher hier handtellerbreit wächst. Lecker! Entspannt durch die Kühle des Wassers und durch das monotone Rauschen döse ich ein. Herrlich!

Am Ruisseau de Codi
Am Ruisseau de Codi

Nach einem kurzen Nickerchen brechen wir zum letzten Abschnitt für heute auf. Der Waldweg gewinnt schnell an Höhe und über das Örtchen Sorbollano gelangen wir nach Scopamena. Der Ausblick ist phänomenal! Man überblickt das gesamte Alta Rocca und den bisherigen Weg seit der Vacca Morte. Gegen Westen ersteckt sich das dunkelgrüne Tal des Rizzanese bis nach Propriano, am Horizont sieht man schon Sardinien! Und das beste: Das ist der Ausblick von unserem Balkon und der Terassse der Herberge!

Sorbollano
Sorbollano

Auf der Terrasse bleiben wir dann auch bis spät in die Nacht. Agathe, Gerald, Tiffany und Marco (alles französische Mitwanderer) haben noch ein paar Flaschen Rotwein besorgt. Ein gelungener Tag geht zu Ende.

Fazit

Dies ist einer der schönsten Streckenabschnitte auf dem Weg, sofern man die kürzere Strecke nach Serra di Scopamena nimmt. Der Weg nach Quenza ist, wie sich am nächsten Tag herausstellt, doch eher langweilig. Die archäologischen Anlagen sind sehenswert, hierzu sollte man sich die Zeit nehmen.

Die Gîte in Serra di Scopamena ist eine der besseren Herbergen auf dem Weg. Die Aussicht ist fantastisch und das Essen lecker. Da wir zwei Nächte hier blieben hat die Wirtin dafür gesorgt, dass wie eine Sechs-Mann-Stube für uns alleine hatten. Das ist vermutlich auch nur in der Nebensaison möglich.

Die Wirtin ist übrigens die netteste auf dem mare a mare sud. Sie erklärt den Gästen die gesamte Aussicht, bedient uns auf der Terasse und ist auch sonst sehr hilfsbereit.